Jeder von uns kennt die Situation, wenn dich irgend etwas triggert. Diese Situation trifft einen Nerv bei dir und augenblicklich verändert sich deine Stimmung. Es ist körperlich spürbar – für dich und oft auch für andere. Du kämpfst mit dir selbst und versuchst Ruhe zu bewahren. Du hast schon viel darüber gelesen und heute willst du es schaffen. Heute willst du nicht mehr, dass dieses Gefühl überhand nimmt und du die Kontrolle verlierst. Deine innere Anspannung steigert sich immer weiter. Du bemühst dich klar zu denken, und doch passiert es wieder. Du eskalierst vollkommen! Vielleicht schreist du deinen Partner an, vielleicht deine Kinder. Vielleicht wirfst du mit Dingen. Vielleicht verlässt du Tür-knallend und stampfend den Raum.


Nach einiger Zeit hast du dich wieder beruhigt. Vielleicht entschuldigst du dich bei deinem Partner/deiner Partnerin oder deinen Kindern. Du nimmst dir vor, dass dir das, das nächste Mal sicher nicht mehr passiert. Die Schuldgefühle sind entsetzlich. Du zweifelst an dir selbst, an deiner Qualität als Elternteil oder als Partner*in. Du machst dir selbst Vorwürfe alles falsch zu machen, und abends als die Kinder schlafen liegst du vielleicht weinend daneben, weil dich dein eigenes Verhalten so sehr stresst.

Nicht immer in diesem Ausmaß, aber zumindest in abgeschwächter Form kennt das wohl fast jedes Elternteil. Nicht immer sind wir die verständnis- und liebevollen Eltern, die wertschätzend und auf Augenhöhe mit ihren Kindern kommunizieren. 

Warum ist das so? Warum haben wir uns in manchen Situationen so schlecht im Griff? 

Hier können wir euch zwei Dinge dazu sagen:

  1. Wir können nichts dafür, dass uns diese Dinge triggern.
  2. Wir können unser Verhalten sofort ändern und müssen so nicht mehr sein!

Trigger entstehen aus tief in uns verwurzelten Glaubenssätzen, die uns zumeist seit Kindertagen begleiten. Wir haben aus den Dingen, die uns in unserer Kindheit passiert sind und was wir beobachtet haben ein Gedankenkonstrukt kreiert, mit dem wir uns die Welt erklären können.

Nehmen wir den Satz: “Echte Männer weinen nicht.” 

Solche oder so ähnliche Sätze werden oft schon zu kleinen Jungs gesagt, die selbstverständlich weinen, weil sie sich weh getan haben. Vielleicht weinen sie auch, weil sie vom besten Freund beleidigt wurden – da sagt der Verwandte dann noch: “Sei kein Weichei!”, oder auch “Heul hier nicht rum!”, “Hör auf zu weinen, es ist ja gar nichts passiert!”.

Was lernt dieser Junge? Er lernt, dass er nicht weinen darf, dass das ein falsches Gefühl ist, dass er zwar hat, dem er aber besser keinen Ausdruck verleiht. Er hört also auf seine Gefühle zu zeigen. Nach und nach verstärkt sich das immer mehr. Keiner wundert sich, denn er wird ja schließlich zum Mann und Männer sind nunmal so. Männer weinen nicht und außer Hunger und Durst haben sie auch eher wenig Gefühle (Achtung Ironie!!!).

Der Junge wird also erwachsen. Er wird selbst Papa und bekommt einen wundervollen Sohn. Die erste Zeit läufts super. Das Baby wird zum Kleinkind, beginnt zu sprechen und irgendwann kommt der Punkt, wo das Kleinkind weint, weil es sich weh getan hat. Da überkommt seinen Papa plötzlich so ein Gefühl der Wut, er kann es gar nicht richtig in Worte fassen. Jedenfalls sagt er seinem Sohn, dass “er sich jetzt nicht so haben soll, denn es war ja gar nichts.”

Und der Kreislauf beginnt von vorne…

Anderes Beispiel:

Ein kleines Mädchen wird geboren. Alle freuen sich. Endlich ein Mädchen in der Familie. Es wird rosa eingekauft, das Zimmer rosa gestrichen und es wird alles für die Prinzessin bereitet. “Prinzessin” ist dann auch der liebevolle Name, den der Papa dem Mädchen gibt. Die Oma sagt “Puppe”, weil sie das Mädchen so süß findet. Wenn das Baby pupst oder rülpst, dann wird es lächelnd darauf hingewiesen, dass Mädchen sowas nicht machen. Das Mädchen wird immer wieder darauf hingewiesen, wie hübsch es ist und dass es sich benehmen soll, denn das gehört sich ja so “für eine Dame”.

Das kleine Mädchen wird groß, hegt immer wieder Selbstzweifel ob es auch schön genug sei und versucht möglichst nicht aufzufallen,denn das gehört sich ja so für ein Mädchen. Dann beginnt sich diese Mädchen,mittlerweile erwachsen mit den eigenen Gedankenmustern auseinander zu setzen. Woher kommt dieses Bedürfnis nach Schönheit und danach zu gefallen? Und die junge Frau überdenkt alles und beginnt an sich selbst zu arbeiten.

Als dieses Mädchen Mama von einem Mädchen wird, macht sie bewusst vieles anders. Nicht perfekt. Aber darauf bedacht, das kleine Mädchen davor zu schützen Gedankenmuster zu entwickeln, die den späteren Lebensweg negativ beeinflussen oder das Kind hemmen sich frei zu entwickeln.

Wenn du dieses Mädchen, oder der Junge bist, dann lass dir gesagt sein: du kannst es ändern! Du kannst heute damit starten und du musst dieses Verhalten nicht weitergeben. Der erste Schritt ist zu erkennen, dass du etwas verändern kannst!